ETFs sind beliebt: Sie gelten als unkompliziert, kostengünstig und bieten eine clevere Möglichkeit, langfristig Vermögen aufzubauen. Aber gerade in Österreich lauert oft eine kleine Überraschung: Die Besteuerung ist auch dann fällig, wenn Erträge gar nicht ausgeschüttet werden. Viele junge Anlegerinnen und Anleger sind verblüfft, wenn sie zum ersten Mal sehen, dass die Kapitalertragsteuer (KESt) ihr Konto belastet, obwohl die Dividende in den ETF reinvestiert wird. In diesem Artikel erfährst du, wie genau das funktioniert, wie du dich optimal darauf vorbereitest und worauf du achten solltest, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

Warum überhaupt Steuern auf ETFs in Österreich?
Steuerliche Grundlagen
Obwohl ETFs als simple Anlageform gelten, bleiben sie keine steuerfreie Oase. Auch in Österreich zahlst du auf Erträge aus ETFs Steuern. Damit reiht sich der ETF in dieselbe Kategorie wie andere Investmentfonds. Der österreichische Staat betrachtet sowohl ausschüttende als auch thesaurierende ETFs als Kapitalanlage, die dementsprechend mit Kapitalertragsteuer belegt werden.
Der allgemeine Steuersatz auf Kapitalerträge (KESt) liegt bei 27,5 %. Dieser Prozentsatz gilt unter anderem für Dividenden, Kursgewinne und ausschüttungsgleiche Erträge. Ob Zinsen aus Anleihen oder Aktienerträge – sie alle landen in der gleichen steuerlichen Schublade.
Wieso auch thesaurierende ETFs besteuert werden
Der Clou in Österreich: Selbst wenn ein ETF keine Ausschüttungen vornimmt (thesaurierend ist), werden die Erträge trotzdem jährlich besteuert. Diese Erträge nennt man “ausschüttungsgleiche Erträge”. Vereinfacht heißt das: Obwohl du kein Geld tatsächlich ausbezahlt bekommst, fällt eine Steuer an.
Praxisbeispiel: Du investierst in einen thesaurierenden ETF, der eine Rendite in Form von Dividenden erzielt. Statt der Auszahlung in dein Konto werden sie wieder angelegt. In Deutschland fiele für diese Dividenden erst bei einem späteren Verkauf Steuern an (abgesehen von den Teilfreistellungen). In Österreich zahlst du bereits im Jahr der Gutschrift die KESt.

Ausschüttend vs. Thesaurierend – Was macht den Unterschied?
Ausschüttende ETFs
Wenn du dich für einen ausschüttenden ETF entscheidest, bekommst du regelmäßig Dividenden oder Zinsen auf dein Konto überwiesen. Diese Erträge unterliegen sofort der 27,5%igen Kapitalertragsteuer. In den meisten Fällen kümmert sich dein österreichischer Broker wie z. B. Flatex oder Bitpanda direkt um die Abführung der KESt. Auf deinem Konto kommt also nur der Netto-Betrag an.
Vor- und Nachteile von ausschüttenden ETFs
Vorteile:
- Du siehst ganz transparent, welche Erträge du erhältst und welche Steuer dafür abgeht.
- Keine Überraschungen auf dem Konto, da der Broker die Abzüge direkt erledigt.
Nachteile:
- Du musst selbst daran denken, die Erträge wieder zu reinvestieren, falls du den Zinseszinseffekt haben möchtest.
- Die sofortige Ausschüttung kann in bestimmten Marktphasen Renditevorteile gegenüber thesaurierenden ETFs schmälern.
Thesaurierende ETFs
Bei thesaurierenden ETFs werden Dividenden oder Zinsen nicht an dich ausgezahlt, sondern direkt wieder im ETF angelegt. So kannst du den Zinseszinseffekt nutzen und sparst dir den Aufwand, die erhaltene Dividende manuell reinvestieren zu müssen.
Vor- und Nachteile von thesaurierenden ETFs
Vorteile:
- Du profitierst automatisch vom Zinseszins-Effekt.
- Kein laufender Aufwand: Die Reinvestition geschieht ohne dein Zutun.
Nachteile:
- Du musst sicherstellen, dass dein Konto (Cashbestand) im richtigen Moment gedeckt ist, um die fälligen Steuern zu zahlen. Ansonsten droht ein negatives Saldo.
- Du zahlst jedes Jahr Steuern auf Erträge, obwohl du keine Ausschüttung aufs Konto bekommst.
Meldefonds vs. Nicht-Meldefonds – Warum das so wichtig ist
Meldefonds
ETFs, die einen steuerlichen Vertreter in Österreich haben, gelten als Meldefonds. Dieser Vertreter meldet die Erträge an die Österreichische Kontrollbank (ÖKB). Dein Broker kann dadurch die Steuer automatisch abführen, was dir eine Menge Arbeit erspart.
Vorteile von Meldefonds:
- Automatische Abführung der Steuer.
- Keine aufwendigen Steuererklärungen oder Nachrechnungen erforderlich.
- In den meisten Fällen korrekte und faire Besteuerung, da nicht pauschal veranschlagt wird.
Nicht-Meldefonds
Nicht-Meldefonds sind Fonds, die keinen steuerlichen Vertreter in Österreich haben. Ihre Erträge werden nicht sauber gemeldet, weshalb das Finanzamt pauschale Annahmen zur Steuerhöhe trifft – oft mit ungünstigem Ergebnis für dich. (meist ausländische Broker aus nicht EU Ländern)
Folgen von Nicht-Meldefonds:
- Höhere Steuerbelastung durch Pauschalbesteuerung.
- Notwendigkeit, selbst die nötigen Daten zu ermitteln und bei der Steuererklärung anzugeben.
- Zeitaufwand und potenzielle Fehlerquellen.
Tipp: Wenn du dich für einen ETF interessierst, ist es immer ratsam zu checken, ob er ein Meldefonds ist. Die meisten in Österreich über gängige Broker wie Flatex, Bitpanda oder DADAT angebotenen ETFs sind jedoch bereits Meldefonds.

Praktische Tipps für deinen Steueralltag mit ETFs
1. Halte dein Broker-Konto im Aug
Gerade bei thesaurierenden ETFs kommt es häufig vor, dass plötzlich am Jahresende oder Jahresanfang Steuern abgezogen werden. Hast du zu diesem Zeitpunkt nicht genug Cash am Brokerkonto, entsteht ein negatives Guthaben. Zwar gleichen viele Broker das intern aus, aber es kann dennoch zu Mahnkosten oder Einschränkungen kommen.
So beugst du vor:
- Trage dir ein paar Wochen vor dem bekannten Steuerabzug einen Kalendereintrag ein.
- Lade dein Cashkonto rechtzeitig mit ausreichend Guthaben auf.
2. Nutze Offizielle Quellen
- Wenn du ganz genau wissen willst, wann die Steuer abgebucht wird, kannst du im Meldefonds-Register der ÖKB nachschauen. Dort sind für jede ISIN eines Meldefonds die steuerrelevanten Daten hinterlegt.
- Linktipp: BMF-Seite zur Kapitalertragsteuer – Hier findest du auch weiterführende Informationen zu § 27a EStG.
3. Vermeide Nicht-Meldefonds
In den meisten Fällen ist es für junge Anleger sinnvoll, ETFs zu wählen, die bereits in Österreich gemeldet werden. Das erspart dir viel Verwaltungsaufwand, und du hast klare Verhältnisse.
4. Reinvestition clever planen
Wenn du ausschüttende ETFs bevorzugst, plane eine Strategie, wie du die Erträge wieder investieren willst – sofern dein Ziel der langfristige Vermögensaufbau ist.
5. Steuererklärung nicht vergessen
Grundsätzlich führt der Broker die KESt für dich ab. Wenn du allerdings zusätzliche ausländische Brokerkonten hast oder Nicht-Meldefonds hältst, solltest du unbedingt eine Steuererklärung machen. Vergiss außerdem nicht, dass es in Österreich keinen Freibetrag wie in Deutschland (Sparerpauschbetrag) gibt.

Häufige Fragen (FAQ) rund um ETF-Steuern in Österreich
Warum zahle ich Steuern, wenn ich nichts ausgezahlt bekomme?
Weil in Österreich sogenannte “ausschüttungsgleiche Erträge” bei thesaurierenden Fonds besteuert werden. Das ist gesetzlich im EStG geregelt.
Wie erkenne ich, ob mein ETF ein Meldefonds ist?
Dein Broker zeigt dir das im Normalfall in den Produktdetails an. Alternativ kannst du die ISIN im Meldefonds-Register der ÖKB suchen.
Muss ich einen ausländischen ETF versteuern?
Ja, auch ausländische ETFs unterliegen den österreichischen Steuerregelungen, sofern du deinen Wohnsitz in Österreich hast. Handelt es sich um einen Nicht-Meldefonds, kann die Steuerlast höher ausfallen.
Gibt es in Österreich keinen Freibetrag wie in Deutschland?
Nein, in Österreich existiert kein Freibetrag für Kapitalerträge wie in Deutschland. Jede Rendite wird ab dem ersten Euro besteuert.
Wo finde ich offizielle Informationen zur Besteuerung?
Auf der Webseite des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) oder im Rechtsinformationssystem (RIS). Auch die Österreichische Kontrollbank (ÖKB) ist eine hilfreiche Anlaufstelle.
Probleme bei Brokern wie Flatex oder Bitpanda – und wie du sie meisterst
Gerade junge Leute nutzen oft Online-Broker wie Flatex oder Bitpanda. Häufig liest man von negativen Salden auf dem Verrechnungskonto. Die Gründe sind meist:
- Fehlender Kontostand: Du hast nicht genug Geld auf dem Konto, um die KESt für deine thesaurierenden ETFs zu zahlen.
- Zeitliche Verzögerung: Die Steuerbelastung wird erst Tage nach der eigentlichen Thesaurierung verbucht.
Tipps:
- Gewöhne dir an, regelmäßig (z. B. einmal im Monat) deinen Kontostand zu checken.
- Richte dir Push-Benachrichtigungen in der App ein, um über Kontoänderungen informiert zu werden.
Steueroptimierung – Welche Möglichkeiten gibt es?
Ausschüttende vs. Thesaurierende ETFs
Viele ETF-Anfänger fragen sich, welche Variante steuerlich günstiger ist. Pauschal lässt sich das nicht sagen, da die Steuerlast in beiden Fällen im Endeffekt dieselbe sein kann. Allerdings hast du bei thesaurierenden ETFs mehr vom Zinseszins-Effekt, und dadurch ergibt sich langfristig oft eine höhere Rendite.
Meldefonds wählen
Vermeide Nicht-Meldefonds, wenn du keine aufwendige Steuererklärung möchtest. Außerdem sind Meldefonds oft steuerlich einfacher zu handhaben.
Langfristig denken
Steueroptimierung ist meist ein langfristiges Spiel. Wenn du einen ETF nur sehr kurz hältst, greifen andere Faktoren (Transaktionskosten, mögliche Kursverluste). Je länger du investiert bleibst, umso stärker wirkt der Zinseszins-Effekt.
Fazit – So bleiben deine ETF-Steuern in Österreich kein Mysterium
ETFs sind eine hervorragende Möglichkeit, langfristig ein Vermögen aufzubauen – auch für junge Anleger. Allerdings musst du in Österreich stets im Hinterkopf behalten, dass die KESt auch ohne tatsächliche Ausschüttung fällig werden kann. Halte dein Brokerkonto im Blick, informiere dich über den Meldefonds-Status deines ETFs und lies bei Bedarf in offiziellen Quellen nach. Mit diesen Tipps vermeidest du böse Überraschungen und kannst deinen Fokus ganz auf den Vermögensaufbau legen.
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